Angesichts der hochschnellenden Krankmeldungen und dem Festhalten an Präsenzunterricht erinnere ich mich an einen Dialog mit einem Schulleiter. Wir waren mitten in einer einen hohen Krankenstand produzierenden Grippewelle. Er fragte sich, ob man dem Lehrkräftemangel in der Oberstufe nicht mit einem Unisetting begegnen könne und dachte an Vorlesungen in der Aula und anschließenden Übungen, hier angeboten und durchgeführt von Lehramtsstudentinnen und -studenten. Seine Idee war zum Beispiel, dass ich der gesamten Jahrgangsstufe (11) eine Vorlesung Analysis anbiete. Heute, vor die gleiche Frage gestellt: Wie würde ich das didaktisch angehen? Etwa so wie ich sozialisiert bin, im Stil der 90er-Jahre? Oder mit Blick auf bereits elaborierte flipped classroom Konzepte eher in einer Mischform, im Blended Learning Setting? Oder, oder, oder …

 

Einige Antworten liefert möglicherweise die Dissertation von Kristina Lucius „Spiele in der Vorlesung“, betreut von Prof. Spannagel. Die Autorin führt dazu aus:

Die herkömmliche Gestaltung der traditionellen Lernsituation Vorlesung in Form von monothematischen Vorträgen über einen Zeitraum von 90 Minuten Dauer lässt sich durch den Einsatz verschiedener Methoden verändern und damit an die Bedürfnisse von Studierenden als Zielgruppe guter Lehre anpassen. So ermöglicht z. B. der zeitliche Freiraum in der Präsenzveranstaltung des Modells Flipped Classroom die Durchführung von Spielen in der Vorlesung zur Motivation und Aktivierung der Studierenden. Mit der vorliegenden Dissertation soll ein hochschuldidaktischer Beitrag zur Verbesserung der Lehre geleistet werden, indem Spiele als Methode in der Vorlesung eingesetzt und mit einem mehrdimensionalen Ansatz aus Experteninterviews mit Lehrenden und Studierenden, schriftlichen Studierendenbefragungen sowie Beobachtungen untersucht werden. Die Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden zur Datenerhebung sowie die Auswertung mit Hilfe der Verfahren der Grounded Theory sowie statistischer Methoden wurden gewählt, um das Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und aus den Resultaten der Untersuchung eine Theorie zum Einsatz von Spielen in der Vorlesung zu entwickeln. (…)

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssen, um Hörsaalspiele erfolgreich in der Lehrveranstaltung durchzuführen. Zu diesen Voraussetzungen zählen z. B. ein thematischer Bezug zwischen Vorlesung und Spiel, erkennbarer Sinn und Nutzen für die Lehr- und Lerntätigkeit sowie die Art der Aufgabenstellungen, welche Möglichkeiten zur freiwilligen Mitarbeit der Studierenden in der Sozialform Gruppenarbeit bieten sollen, während der ergänzende Einsatz von mobilen digitalen Medien zur Unterstützung der Hörsaalspiele aus Sicht der Studierenden eher in den Hintergrund rückt. Diese Forschungsarbeit richtet sich an Hochschullehrende, die Studierende in den Mittelpunkt ihrer Lehre stellen und die Gestaltung der traditionellen Vorlesung mithilfe von Spielen verändern wollen, um damit das Lernen zu erleichtern. Der entwickelte Leitfaden für den Einsatz von Spielen in der Vorlesung soll Lehrende bei der Planung, Durchführung und Reflexion von Hörsaalspielen unterstützen sowie zur Konzeption neuer Spiele für die eigene Lehrveranstaltung anregen.

 

Die Arbeit ist nicht nur für den universitären Lehrbetrieb, sondern auch für die Schulwelt von Interesse. Bei Kurzfristlösungen (siehe Anmoderation), wie bei direkter Instruktion im Klassenraum. Die vorgestellte Dissertation vermittelt evidenzbasierte Ideen und Methoden eines Spiele orientierten Ansatzes.

Hier geht es zur Einführung und zum Downloadlink der Dissertation.

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