Der schulische Bildungsauftrag umfasst auch das Ziel einer umfassenden Vorbereitung für das Aufwachsen und Leben in einer sich stetig verändernden digitalen Realität. Daher werden wir in den kommenden Jahren auch weiter eine erfolgreiche Verknüpfung von gutem Unterricht mit den Potenzialen der Digitalisierung anstreben.[1]https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/lehren-und-lernen-in-der-digitalen-welt-kultusministerkonferenz-verabschiedet-ergaenzende-empfehlung.html

Britta Ernst

Ministerin für Bildung, Jugend und Sport (2017 - ...), Land Brandenburg

Wie können Kinder bzw. Lernende für die Anforderungen der Zukunft gewappnet werden? Der “Lernkompass 2030” soll ein Rahmenkonzept des Lernens darstellen und will eine Vision für die Zukunft der Bildung bieten. Im Interview erklärt der Bildungsexperte Jöran Muuß-Merholz die zentralen Punkte des Lernkompasses und inwiefern dieser die Welt verbessern will.

Schulen wiederspiegeln noch heute das Industriezeitalter. Sie sind wie Fabriken organisiert. Was wäre, wenn wir sie zu Einrichtungen machen, die statt auf Konformität auf Kreativität setzen? Ken Robinsons TED-Talk „Bildung völlig neu denken“ ist von Cognitive Media in einer deutschen Bearbeitung erschienen. 

Fünf Jahre nach Verabschiedung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ beschließt die 376. Kultusministerkonferenz die ergänzende Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt”. Die Ergänzung vertieft einzelne Aspekte der Strategie, reflektiert die Erfahrungen aus der Phase der Pandemie und stellt die Bedeutung der Unterrichtsqualität und Schulentwicklung beim Einsatz neuer Technologien heraus. Mit der ergänzenden Empfehlung wird der Fokus auf die notwendigen digitalen Schulentwicklungsprozesse und auf die Qualifizierung der Lehrkräfte in didaktischer und technischer Hinsicht gelegt. Das Ziel ist, die Qualität des Unterrichts zu verbessern.

Während der einjährigen Genese der Empfehlung hat eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich unter anderem auch die Stellungnahmen von Fachverbänden und wissenschaftlichen Expertinnen und Experten eingeholt. Zudem floss die Ad-hoc-Stellungnahme der Ständigen wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zur Weiterentwicklung der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ in den Empfehlungstext ein.

Hier ein Auszug aus den Empfehlungen:

  • Einsatz von digitale Medien und Werkzeugen, die der Individualität und Kreativität der Lernenden gerecht werden.
  • Schaffung digitaler Möglichkeiten, die ein tieferes Verständnis beziehungsweise erweiterte Funktionen der Lerngegenstände ermöglichen, wie beispielsweise Simulationen, dynamische Modellierungen oder kollaboratives Problemlösen unter Einbindung verschiedener Expertisen und gegebenenfalls Lernorte.
  • Nutzung computergestützter, interaktiver und sanktionsfreier Rückmeldungssysteme für das Feedback
  • Einführung neuer Prüfungsformate, die neben den fachlichen Kompetenzen verstärkt Kreativität, Kollaboration, kritisches Denken und Kommunikation mit einbeziehen.
  • Einführung einer datengestützten Schulentwicklung auf der Grundlage eines Informationsmanagementkonzepts.
  • In der beruflichen Bildung sind digitale Technologien zur Weiterentwicklung des Zusammenwirkens der Lernorte und der besseren Verknüpfung berufsschulischen, betrieblichen und überbetrieblichen Lernens zu nutzen.
  • Landesinstitute werden beauftragt, Konzepte für eine digital unterstützte Gestaltung eines individualisierten Unterrichts zu entwickeln und allen Schulen zur Verfügung zu stellen.

Und, gewissermaßen Leitmotiv für diese Webseite:

  • Die drei Phasen der Lehrerbildung sind zu verknüpfen, wobei theoretische sowie empirische Einsichten im Kontext fortschreitender Digitalisierung mit Praxiserfahrungen integriert werden. 
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Bildung in der digitalen Welt | Mehr als eine Pädagogik & Didaktik der Skills und Anwendungskompetenzen

Stefan Applis stellt in seinem Beitrag ein kritisches Positionspapier von Vertreterinnen und Vertreter aus Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft und verwandten Disziplinen vor und nimmt Bezug zur KMK-Veröffentlichung. Ebenso beteiligt haben sich Personen und Initiativen aus Bildungspolitik, Bildungspraxis und weiteren bildungsrelevanten Tätigkeitsfeldern. Die Unterzeichnenden seien weder gegen den Einsatz digitaler Technologien in Bildung an sich, noch relativieren sie die Notwendigkeit einer systematischen Transformation des Bildungssystems angesichts der wachsenden Technologisierung unserer Gesellschaft. Vielmehr gehe es ihnen darum, das Bildungssystem stark genug zu machen, um den Herausforderungen der digitalen Welt so kritisch-reflexiv wie möglich begegnen zu können.

Darüber hinaus weist sein Beitrag noch eine Reihe weiterer Literaturlinks aus.

Ines Biehler: Lernen & Lehren in der digitalen Welt – Gedanken zur KMK-Ergänzung vom 9.12.21

 

 

Wie kann eine Umsetzung gelingen? Dazu zwei mögliche Ansätze: Koalitionsvertrag/Digitalpakt sowie Hagener Manifest.

Bildung und Forschung sind die bedeutsamsten Fortschrittsbeschleuniger unseres Landes. Besonders am Herzen liegt mir die Beschleunigung und Entbürokratisierung des DigitalPakts. Damit wird Unterricht digitaler, moderner und sicherer. [2]https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf, 2021

Bettina Stark-Watzinger

Bundesministerin für Bildung und Forschung (2021 - ...), Deutscher Bundestag

Digitalpakt Schule

Aus dem Koalitionspapier: [3]https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf

Wir wollen Länder und Kommunen dauerhaft bei der Digitalisierung des Bildungswesens unterstützen. Den Mittelabruf beim Digitalpakt Schule werden wir beschleunigen und entbürokratisieren. Bund, Länder und Kommunen identifizieren noch im ersten Halbjahr 2022 gemeinsam Vorschläge für kurzfristige Lösungen und vereinbaren Umsetzungsschritte. Zur Unterstützung vor Ort werden wir Service-, Beratungs- und Vernetzungsangebote schaffen.

Gemeinsam mit den Ländern werden wir einen Digitalpakt 2.0 für Schulen mit einer Laufzeit bis 2030 auf den Weg bringen, der einen verbesserten Mittelabfluss und die gemeinsam analysierten Bedarfe abbildet. Dieser Digitalpakt wird auch die nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, den Austausch veralteter Technik sowie die Gerätewartung und Administration umfassen. Die digitale Lernmittelfreiheit werden wir für bedürftige Schülerinnen und Schüler weiter fördern. Gemeinsam mit den Ländern werden wir die Einrichtung, den Betrieb und die Vernetzung von Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung fördern und eine zentrale Anlaufstelle für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt schaffen. Wir werden gemeinsam mit den Ländern digitale Programmstrukturen und Plattformen für Open Educational Ressources (OER), die Entwicklung
intelligenter, auch lizenzfreier Lehr- und Lernsoftware sowie die Erstellung von Positivlisten datenschutzkonformer, digitaler Lehr- und Lernmittel unterstützen.

Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer

Bund und Länder richten eine gemeinsame Koordinierungsstelle Lehrkräftefortbildung ein, die bundesweit Fort- und Weiterbildungsangebote vernetzt, die Qualifikation von Schulleitungen unterstützt, den Austausch ermöglicht sowie die arbeitsteilige Erstellung von Fortbildungsmaterialien organisiert und fördert. Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung entwickeln wir weiter mit neuen Schwerpunkten zu digitaler Bildung, zur dritten Phase der Lehrerbildung und bundesweiter Qualitätsentwicklung des Seiten- und Quereinstiegs, u. a. für das Berufsschullehramt. Wir wollen die Anerkennung ausländischer Qualifikationen im Lehramt beschleunigen und vereinfachen,
Auslandserfahrungen von Lehramtsstudierenden und Lehrkräften unterstützen und beim beruflichen Werdegang stärker berücksichtigen.

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Sebastian Horndasch: KOALITIONSVERTRAG: DIE MODERNISIERUNG DER HOCHSCHULEN WIRD MÖGLICH

Unklare Finanzierung und bekannte Formulierungen – der Koalitionsvertrag zu Hochschulen und Wissenschaft ließe sich trefflich kritisieren. Schaut man auf die konkreten Versprechungen und den Geist des Dokuments, können wir in den nächsten vier Jahren auf einen Modernisierungsschub an den Unis hoffen, vor allem beim Thema Digitalisierung. Das Glas ist nicht nur halb voll, es ist für die Hochschulbildung zu zwei Dritteln gefüllt! 

Ada Pellert: AUF KLUGE STEUERUNG KOMMT ES AN

Prof. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen und Mitglied im Digitalrat der Bundesregierung unter Angela Merkel, gibt in einem Gastbeitrag im HFD ihre Einschätzung zum Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP.

Jan-Martin Wiarda: Kooperationsgebot – wollen die Ampelparteien das wirklich?

Im Koalitionsvertrag der Ampelparteien ist die Rede von einem Kooperationsgebot, das die Zusammenarbeit von Bund und Ländern verbindlicher regeln soll. Ist das die große Reform oder fehlt dann doch der Mut zur Veränderung? Bildungsexperte Martin Wiarda findet die Formulierungen im Koalitionsvertrag dazu eher schwammig und wünscht sich vor allem eines: mehr Klarheit.

 

Mit dem Hagener Manifest denken wir das Lernen neu. Es sollte angepasst sein an unsere gesellschaftliche, sehr digital bestimmte Realität, aber diese auch aktiv gestalten. Das bedeutet weit mehr als nur innovative Technik. Wir brauchen dafür ganz spezifische Kompetenzen.[4]https://newlearning.fernuni-hagen.de/das-hagener-manifest/, 2020

Ada Pellert

Rektorin (2016 - ...), Fernuniversität Hagen

Am 1. Oktober 2020 veröffentlichten die FernUniversität in Hagen und führende Bildungsexpert*innen das Hagener Manifest zu New Learning. Das Positionspapier enthält zwölf Thesen und fordert ein neues Verständnis vom Lernen.

Wie wollen, wie können, wie müssen wir zukünftig lernen?

Diesen Fragen widmet sich das Hagener Manifest zu New Learning. Das Manifest entstand in einem kollaborativen Arbeitsprozess von 37 Bildungsexpert*innen aus ganz Deutschland. Initiiert hat es die FernUniversität in Hagen. Die Autor*innen wollen die bildungspolitische Debatte um neue Formen des Lernens in Zeiten der digitalen Transformation vorantreiben.

Das Hagener Manifest zu New Learning formuliert in zwölf Thesen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für einen neuen Lernbegriff, der dem digitalen Wandel der Gesellschaft Rechnung trägt. New Learning ist die entscheidende Fähigkeit, diesen Wandel zu verstehen und ihn aktiv mitzugestalten. Es stellt die Lernenden in den Mittelpunkt und befähigt sie, in ihrer digitalen Lebensrealität lebenslang zu lernen. Mit diesem Ziel beleuchten die Autor*innen im Manifest Fragen von lebenslanger Bildung und Chancengerechtigkeit, von digitalen Kompetenzen und Lernsettings, von Technologie und Datenschutz und thematisieren bildungspolitische Rahmenbedingungen des Lernens.

  1. New Learning bedeutet lebenslange Bildung.
  2. New Learning fördert Chancengerechtigkeit.
  3. New Learning stellt die Lernenden in den Mittelpunkt
  4. New Learning denkt die Rollen von Lehrenden und Lernenden neu
  5. New Learning bedeutet vernetztes Lernen
  6. New Learning ermöglicht flexibles und selbstbestimmtes Lernen
  7. New Learning misst Lernerfolge an individuellen Zielen.
  8. New Learning sieht Technologie als Chance – ohne Risiken zu ignorieren
  9. New Learning steigert digitale (Medien-)Kompetenz und Data Literacy
  10. New Learning garantiert Datenschutz und verhindert digitale Diskriminierung
  11. New Learning überwindet Grenzen zwischen Bildungsinstitutionen
  12. New Learning braucht eine neue, gemeinschaftliche Bildungspolitik

Forderungen an die Politik

Das Hagener Manifest zu New Learning weist auf Defizite im deutschen Bildungssystem hin, welches nicht schnell genug und angemessen auf den tiefgreifenden Wandel reagiere, den die Digitalisierung für die Gesellschaft sowie die Arbeitswelt mit sich bringt. Nicht nur im Bildungssystem, sondern auch in der Bildungspolitik und in der Gesellschaft fehle ein angemessenes Verständnis dafür, wie die Digitalisierung auch das Lernen von Grund auf verändert hat – und weiter verändern wird. Mit dem Hagener Manifest sollen deshalb die bildungspolitische Debatte um New Learning aktiv vorangetrieben, der Wissenstransfer zwischen Bildungsinstitutionen, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft unterstützt und neue bildungspolitische Vernetzungsinitiativen angestoßen werden.

„Mit dem Hagener Manifest denken wir das Lernen neu. Es sollte angepasst sein an unsere gesellschaftliche, sehr digital bestimmte Realität, aber diese auch aktiv gestalten. Das bedeutet weit mehr als nur innovative Technik. Wir brauchen dafür ganz spezifische Kompetenzen“, so Prof. Dr. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen, die das Hagener Manifest ins Leben gerufen hat. Dem Bildungssystem in Deutschland fehlten dafür bisher noch angemessene Konzepte und Lösungsansätze. Das Hagener Manifest formuliert daher auch konkrete Forderungen an die Politik. „New Learning erfordert ein Denken und Handeln über die Grenzen einzelner Institutionen und politischer Zuständigkeiten hinweg“, sagt Pellert.

Bildungspolitische Debatte anstoßen

Das Hagener Manifest zu New Learning entstand in enger Zusammenarbeit mit Bildungsexpert*innen aus ganz Deutschland. Das Rektorat der FernUniversität in Hagen, das Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung (IfBM), das Zentrum für pädagogische Berufsgruppen- und Organisationsforschung (ZeBO) und der Forschungsschwerpunkt Digitalisierung, Diversität und Lebenslanges Lernen (D²L²) haben gemeinsam mit namhaften Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft den Text verfasst. Zu den 37 Beteiligten gehören unter anderem die Publizistin und Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Miriam Meckel, Dr. Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann-Stiftung, Verena Pausder, Young Global Leader des Weltwirtschaftsforums und Vorständin von Digitale Bildung für Alle e. V. sowie Magdalena Rogl, Head of Digital Channels bei Microsoft. Das Manifest wurde auf der Webseite der FernUniversität veröffentlicht. Dort finden sich auch Statements der Mitwirkenden zu New Learning.

Mitmachen und Mitdiskutieren

Wer das Hagener Manifest unterstützen möchte, kann es online mitzeichnen. Zudem wünschen sich die Autor*innen, dass die Debatte um New Learning jetzt öffentlich weitergeht. Mit den Hashtags #HagenerManifest und #NewLearning können Leser*innen und Unterzeichner*innen das Hagener Manifest in den sozialen Netzwerken kommentieren und zu seiner Verbreitung beitragen.

Reaktionen aus den sozialen Netzwerken

Diskussion der Thesen im Forum des Fernstudium-infos.de

 

Julia Kurig: Wem gehört die digitale Bildung? Kritische Perspektiven auf das „Hagener Manifest“

Im Folgenden soll nicht das Anliegen des Papiers – nämlich die sinnvolle Gestaltung der digitalen Transformation von Bildung – in seiner Relevanz und Notwendigkeit bestritten werden. Dies wird ohne Zweifel eine zentrale Aufgabe pädagogischer und wissenschaftlicher Praxis und Reflexion in den folgenden Jahren sein. Hinterfragt werden aber soll das pädagogisch-politische Innovationspathos, mit dem ein Papier daherkommt, dessen Rhetorik mit seinen Leerformeln und Anglizismen wohl nicht zufällig an den Prozess der Durchsetzung ökonomischer Kriterien und Steuerungselemente im Bereich von Bildung und Erziehung seit den 1990er-Jahren erinnert.

 

Das Hagener Manifest – eine subjektive Stellungnahme

 

Weitere Literaturempfehlung

Annette Kuhn, Deutsches Schulportal: Was macht die Kultusministerkonferenz?

Bildungsserver: Bildung in der digitalen Welt

Das Dossier gibt einen Überblick über das Thema Bildung in der digitalen Welt. Hier finden Sie die wichtigsten politischen Papiere und Strategien der Bundesregierung und der EU-Kommission sowie Informationen und Modelle zum Erwerb digitaler Kompetenzen.

Im Abschnitt “Digitales Lernen und Lehren” in den Bildungsbereichen finden Sie Informationen zum Einsatz digitaler Medien und zu Offenen Bildungsmaterialien (OER). Praxishilfen und Projektbeispiele geben Anregungen zur Gestaltung einer zeitgemäßen Bildung in der digitalen Welt. Abschließend hält das Dossier fachbezogene Fort- und Weiterbildungsangebote bereit.