Die einen (Schulen, Seminare) gehen in die Herbstferien, die anderen (Unis) nehmen den Betrieb auf. Während der Sommer(ferien)zeit hat meine Bookmarkliste wieder an Volumen gewonnen. Zeit zu scannen. Es sind erneut eine Reihe von Veröffentlichungen entstanden, die sich mit dem Thema Bildung in der digitalen Welt unter verschiedenen Gesichtspunkten beschäftigen. Online wie Print, #OpenAccess wie #OER. Die Auswahl richtet sich an diejenigen, die sich für die Weiterentwicklung von Lernkultur interessieren, insbesondere an:

  • Schulleitungen,
  • Lehrkräfte,
  • Fachseminare und deren Lehrkräfte in Vorbereitung (LiV)
  • Hochschullehrende und last but not least:
  • Bildungspolitiker*innen.

Bei den Edutwitter(campus)tipps auf das blaue  Vorschaubild der Version vom 19:13, 3. Sep. 2016  klicken, um dem Tweet/Thread folgen zu können.

Digitalpakt: Sinn und Zweck erfüllt?

Zurzeit beschäftigen sich Bundesrechnungshof, Stiftungen und gemeinnützige Vereine mit der Umsetzung des Digitalpakts. Anfang des Jahres kam es zum ersten Aufschlag. Durch einen Bericht der Bundesbehörde (ich bin bereits hier darauf eingegangen). 

Die von der Behörde u. a. geforderte Effizienz(über)prüfung übernehmen zurzeit gemeinnützige Vereine und Stiftungen. Man mag ihnen die Wahrnehmung von Eigeninteressen der mitfinanzierenden Mitglieder vorwerfen. Und doch sind die Studien zu begrüßen, sofern sie handwerklich „sauber gestrickt“ sind. Das scheint mir mit der folgenden Studie der Fall zu sein:

Im Rahmen der Erhebung für den E-Government MONITOR 2022 wurden insgesamt 2.453 Eltern mit mindestens einem schulpflichtigen Kind im Haushalt zur Umsetzung von digitalem Unterricht an der Schule ihres Kindes online befragt. Befragte Eltern, die mehr als ein schulpflichtiges Kind im Haushalt hatten, wurden per Zufallsauswahl nur zu einem der Kinder befragt. Somit betreffen die Aussagen jedes befragten Elternteils nur je ein schulpflichtiges Kind. Durch eine gezielte Erhebung in den Bundesländern ist es erstmals möglich, den Stand der Umsetzung des DigitalPakt Schule aus Sicht der Eltern in allen 16 Bundesländern zu beschreiben und zu vergleichen.

Lena-Sophie Müller (Geschäftsführerin Initiative D21) präsentierte kürzlich die Studie mit folgenden zusammenfassenden Tweets [1]https://twitter.com/initiatived21/status/1574618565692751872:

  • Auch drei Jahre nach Inkrafttreten des #DigitalPakt sehen Eltern in allen 16 Bundesländern Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Schulen.
  • Noch nicht einmal zwei Drittel der Eltern (62 Prozent) geben an, dass ihr Kind einen #Internetzugang an der #Schule hat. In einigen Bundesländern sogar nur knapp die Hälfte.
  • Im Unterricht kommen nach Angabe der Eltern vor allem Tablets (74 Prozent) & Smartphones (72 Prozent) zum Einsatz, gefolgt von Desktop-PCs (64 Prozent). Alle #Geräte mit Ausnahme der Smartboards werden überwiegend privat zur Verfügung gestellt.
  • In den Bundesländern gibt es teils deutliche Unterschiede. Beispielsweise beim auf häufigsten verwendeten Gerät: Tablets.
  • 84 % der Eltern nehmen eine oder mehr Hürden für die Umsetzung von digitalem Unterricht an der Schule ihres Kindes wahr – entsprechend hoch ist der Anteil, die der Schule attestieren, mit digitalen Unterrichtsmethoden überfordert zu sein (42 %).
  • Leistungsfähigkeit bei der Vermittlung von #Digitalkompetenzen schwach eingeschätzt Schüler*innen benötigen digitale Kompetenzen, um sich sicher in der digitalisierten Welt zu bewegen. 45 % der Eltern trauen der Schule ihres Kindes diese Aufgabe derzeit zu.

Zunächst einmal ist es zu begrüßen, dass bei den Zielgruppen nachgefragt wird. Und doch erschließt sich mir nicht, warum die Geldgeber (BMBF, Bundesländer) nicht dafür gesorgt haben, die Mittelausgabe mit einer Evaluation abzusichern. Ob bzw. inwieweit der Unterricht von den hohen Investitionen profitiert hat. Dazu gehören Lehrende genauso befragt wie Lernende. Mit der Gründung von Schulen ans Netz e. V. wurde uns durch die Gesellschafterversammlung ein Qualitätsmanagement aufgetragen. Das BMBF hat uns Mitte der 90er-Jahre auferlegt, einen wissenschaftlichen Beirat einzurichten. Zum Evaluationsauftrag gehörte u. a.:

  • Der schulische Interneteinsatz in der Nutzersicht (Uni Dortmund)
  • Organisatorische Evaluation der Interneteinführung an Schulen (Humboldtuniversität Berlin)
  • Methoden und Werkzeuge zur Software-ergonomischen Gestaltung und Evaluation Internet-basierter Informations- und Lernangebote (Humboldtuniversität Berlin)
  • Effektivitätssteigerung durch Online-Dienstleistungen (FU Berlin)

Mir unbegreiflich, warum die Evaluation des Digitalpakts nicht von Anfang an vorgesehen war.  Wie kann man das „heilen“? Solange sich keine Landesbehörde aufgefordert sieht, das zu tun, empfehle ich den Schulen eine Selbstevaluation. Ich habe dazu kürzlich einen Blogbeitrag geschrieben …

Leitlinienprozess

Nach dem Bericht des Bundesrechnungshofs (s. o.) wird man sich fragen, auf welcher Grundlage Leitlinien zur Digitalisierung im Bildungssystem definiert werden können? Nun, wie so häufig in Deutschland: Durch Bildung einer Arbeitsgruppe (aka Netzwerk) [2]https://www.netzwerk-bildung-digital.de/aktivitaeten-2022/leitlinienprozess/:

Aufbauend auf dem bereichsübergreifenden Austausch im ersten Projektjahr wurden im Frühjahr 2022 gemeinsam mit dem Partnernetzwerk und in der Diskussion mit Expert:innen und Praktiker:innen aus allen Bildungsbereichen, Leitlinien zur Weiterentwicklung der digitalen Bildung in Deutschland erarbeitet.

Erste Reaktionen zeigen eine deutliche Ernüchterung in der wissenschaftlichen Szene:

So viel zu den Studien und Reaktionen zur Umsetzung des Digitalpakts. Nicht noch ganz:

 

Aufruf: Bildung #mitgedacht. Jetzt.

Mit der Initiative wollen die Initiator*innen einerseits zum Mitdenken einladen und andererseits auch entgegen der klassischen Bewegungen und Positionspapiere einen partizipativen Raum eröffnen, der zum medialen Diskurs und Austausch einlädt. Wir ermutigen alle Stakeholder, sich konstruktiv an der Debatte über die Zukunft der Bildung zu beteiligen. Hier schon einmal einige Beispiele aus der Edutwitterszene:

Apropos Edutwitterszene. Wie angekündigt eine Auswahl von Tweets, Links, … 

Podcast

Videocast

Didaktik - Methodik

Sammlung

Publikationen

Studien

Schlussbemerkung

Das wär’s für heute. Fast jedenfalls. Hier noch zwei Tipps von @joschafalck:

Dieser Newsletter passt im Mindset wunderbar zur Anlage dieser Webseite bildung digital:

Der N[EW]sletter “Forschungsperspektiven der Erziehungswissenschaft” richtet sich an Interessierte aus den unterschiedlichen Bereichen der Bildungspraxis wie Schule, außerschulische Bildung, Berufsbildung und Erwachsenenbildung sowie an Akteur:innen aus Bildungsadministration und -politik. In vier Ausgaben pro Jahr informieren wir, die Fakultät für Erziehungswissenschaft der Uni Hamburg, über aktuelle Forschungsthemen und Projekte, über Forschungsergebnisse, Materialien und Nützliches für die Praxis und über interessante Veranstaltungen und Kooperationen. Und: Wir beantworten Ihre Fragen an die Erziehungswissenschaft – mehr dazu im N[EW]sletter.

Mit diesem Blogbeitrag wünsche ich den- und diejenigen unter Ihnen, die sich auf eine bevorstehende Herbst(ferien)zeit freuen dürfen, geeignete Ablenkung und Entspannung und ansonsten: Viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Einsichten …

 

… Stay tuned

Titelbild:

Headway @unplash

Herbstbild: Larisa Koshkina @pixabay